Als Sportler ist man ja immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Und in diesem Jahr hatten sich Jana und Katja die „Salomon 4 Trails“ als Ziel gesetzt. Ein Etappenlauf über 4 Tage mit insgesamt 140km und 8000 Höhenmetern. Keine von Beiden hatte so etwas bisher gemacht. Hier findet ihr den Rennbericht von Katja.
„Von Jahresbeginn bis zum Start der 4 Trails hatten wir ca. 1000-1200 Laufkilometer in den Beinen. Zu Ostern und Pfingsten nutzen wir die freien Tage, um zusammen schon mal längere Strecken an aufeinander folgenden Tagen zu laufen. Die Distanz schreckte uns nicht. Doch die Höhenmeter konnten wir nicht einschätzen. Die Trainingstouren bei uns im Mittelgebirge gingen meist nicht viel über 1000hm hinaus.
Gespannt und froher Erwartung reisten wir nach Berchtesgaden. Am Vorabend holten wir unsere Startnummern und erfuhren beim Briefing zur Pastaparty Details und wichtige Informationen zum Rennen. Es war super organisiert und entspannt. Ein guter Auftakt. Jana und ich trafen Susi, die wir als Dritte für das Team „Die Himbeerpflücker“ akquiriert hatten. Wir hatten uns just-for-fun für die Teamwertung angemeldet, ohne zu wissen wie sie funktionierte. Drei Leute brauchte man mindestens und die waren wir nun. Vollbepackt, vollgegessen und voller Vorfreude fuhren wir zum Übernachten nach Bad Reichenhall, nur um früh in den bereitgestellten Shuttlebus zu springen, der uns wieder an den Start in Berchtesgaden brachte.
Erste Etappe: Berchtesgaden – Bad Reichenhall
Das Wetter war wolkig und regnerisch bei reichlich 20°C. Man hatte die Strecke etwas verkürzt und die Startzeit vorverlegt, da ab Mittag mit Gewittern gerechnet wurde. Mir war das lieb, da ja noch einige Kilometer vor uns lagen. Um 8 Uhr ertönte der Startschuss und die Meute von etwa 500 Läufern machte sich auf den Weg. Es ging wellig aus dem Ort hinaus. Ich hatte mich im Vorfeld entschlossen mit Jana zusammen zu laufen. In den Wertungen war für uns nichts zu holen und wir wollten die 4 Trails zusammen erleben und genießen. Nach etwa 3 Kilometern ging es in den ersten Berg und wir bekamen einen Vorgeschmack, wie die nächsten Tage „laufen“ sollten: Es wurde gewandert. Zügigen Schrittes stapften wir die Berge hoch. Wurde es flacher, wurde gelaufen. Wurde es steiler, wurde gewandert. Nach 9,5 Kilometern hatten wir die ersten 1000 Höhenmeter geschafft. Es folgte ein Downhill, der sich gewaschen hatte. Auf fünf Kilometern vernichteten wir fast die kompletten 1000hm wieder. Und wir mussten feststellen, dass wir bergab auf Grund der anspruchsvollen Strecke nicht schneller waren als bergauf. Die Passage trug den Namen „Knieschnackler“ zu Recht. Wegen der Streckenänderung ging es die restlichen 10 Kilometer wellig und flüssig zu laufen nach Bad Reichenhall, wo uns das Ziel direkt in der Alten Saline erwartete. An der zweiten Verpflegung hatten Jana und ich Susi eingesammelt. Und so beendeten wir zu dritt nach 4:35h die erste Etappe über 25 Kilometer.
Das Kurhaus war eine schöne Location für Siegerehrung und Pastaparty. Doch war die Organisation der Essensausgabe etwas missglückt. Eine dreiviertel Stunde Anstehen für einen Teller Nudeln – das geht besser, siehe Berchtesgaden.
Zweite Etappe: Bad Reichenhall – Ruhpolding
Die zweite Etappe begann ähnlich wie die erste. Drei Kilometer relativ flach, bevor es in den Berg hinein ging. Heute liefen wir vom Start an zu dritt und das sollte auch die restliche Tour so bleiben. Am ersten Anstieg ging zwar jeder erstmal sein Tempo, doch oben musste meist nur wenige Minuten aufeinander gewartet werden. Es passte einfach. Der erste Berg war heute der Staufen. Das Wetter war bewölkt bei 15-20°C. Also ideal zum Laufen. Immer wieder gab es Stellen um auf die umliegenden Berge Ausschau zu halten. Einfach schön. Bergab gaben wir dann ordentlich Gas, weil wir uns mit dem Zeitlimit nicht sicher waren. An der Verpflegung, an denen auch immer die Zwischenzeiten genommen wurden, erfuhren wir, dass wir 45 Minuten Reserve hatten. Es ging relativ flach durch Inzell, bevor mit dem Zinnkopf noch ein zweiter Berg auf uns wartete. Nach 37 Kilometern und 6:07h Laufzeit erreichten wir Ruhpolding. Die Show wurde uns allerdings von einem motorisiertem Rollstuhlfahrer gestohlen, der sich in die Zielgasse verfahren hatte und direkt vor uns über den Zielstrich rollte.
Dritte Etappe: Ruhpolding – Lofer
Am nächsten Morgen ging es mit den Shuttle nach Weißbach an der Alpenstraße. Von dort aus starteten wir zeitversetzt in die Weißbachschlucht, um auf dem engen Pfad einem Stau zu entgehen. 9:50 Uhr waren wir dann im letzten Startblock an der Reihe. Ich rannte flott los, um mich nicht anstellen zu müssen und bog ca. als 20te in die Schlucht. Leider blieb bei dem Tempo und dem schmalen Weg kaum Zeit die Landschaft zu geniesen. Ausgangs der Schlucht wartete ich auf meine Mitläuferinnen und gemeinsam nahmen wir das Ristfeuchthorn in Angriff. 1000 Höhenmeter auf 3 Kilometern. Meine Uhr zeigte 0:27h bzw. 0:33h pro Kilometer an. Nach Unken hinab „rollte“ es gut und nach der Verpflegung machten wir uns an den abwechslungsreichen Aufstieg Richtung Loferer Alm. Das Wetter war super und wir wurden mit herrlichen Ausblicken belohnt. Reichlich 5 Kilometer waren es dann noch hinab ins Ziel. Es war eine schöne, gut zu laufende Strecke, auch wenn ein unerwarteter Gegenanstieg von 1km Länge ordentlich Körner kostete. Die konnten wir in Lofer am besten Zielbuffet der Tour sofort wieder auffüllen. Eine kleine Kneippkur in der Saalach machten auch unsere Beine wieder frisch.
Vierte Etappe: Lofer – Maria Alm
Schon beim Briefing für die letzte Etappe erkannten wir, dass wir noch nicht 3/4 geschafft hatten. Das Beste, Längste, Höchste, Spektakulärste, Fordenste, Schwierigste lag noch vor uns.
Mit diesem Wissen standen wir diesmal schon um 7 im Startblock. Die Etappe begann mit schönen Trails in welligem Gelände und waren gut zu laufen. Jana sorgte für eine Schrecksekunde, als sie mal kurz neben dem Trail verschwand. Es war nix passiert und die Konzentration wieder da. Dann folgte ein eintöniges Überführungsstück. Wir erreichten V2 am Diesbachstausee und füllten alle Vorräte auf. Hinter dem Stausee begann so langsam der Aufstieg ins Steinerne Meer. Die Landschaft wurde immer karger bis am Ende wirklich nur noch Steine übrig blieben. Die ersten Schneefelder waren noch willkommene Abwechslung. „Oben“, am Ingolstädter Haus, gönnten wir uns eine Cola, bevor wir den Weg durchs Steinerne Meer antraten. Es war eine krasse Landschaft. Und wir kamen nicht wirklich vorwärts. Wir waren ewig unterwegs, hatten unsere avisierte Zielzeit schon überschritten, und es war kein Ende in Sicht. Frustration machte sich in mir breit, als ich merkte, dass wir die Cut-Off-Zeit an V3 nicht schaffen würden. An der Äulhöhe passierten wir mit 2300m ü. NN die höchste Stelle der Tour. Jetzt nur noch 10km bergab. Leichter gesagt als getan. Ab dem Riemannhaus wurde es richtig steil, eng, ausgesetzt. Schon etwas angekratzt von der zermürbenden Einöde und der einsetztenden Erschöpfung stellte der Downhill eine echte Herausforderung dar. Zum Glück nahm sich Streckendesigner Stephan „Gripmaster“ Repke Susanna an, nachdem er die Kunde von der Aufhebung des Zeitlimits nach oben gebracht hatte. Ich kümmerte mich um Jana, so dass wir die Passage in den Seilen gut meisterten. Und wie die Höhenmeter wichen, so wich auch die Anspannung. Von der letzten Verpflegung 4km vor dem Ziel wurden die wartenden Familien informiert und wir genossen die verbleibenden Kilometer, der für uns einzigartigen Tour. Nach 10:03h, 43km und 2600hm überschritten wir die Ziellinie in Maria Alm am Steinernen Meer.
Fazit
Das war es nun. Mein erstes Etappenrennen zu Fuß. War es das, was ich erwartet hatte?
Es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Wenn es auch mal physisch oder psychisch anstrengend war, ich bin doch nie an meine Grenzen gekommen. Bis auf Muskelkater blieb ich von allen Wehwehchen verschont. Ich traf viele nette Leute und es war mehr ein gemeinsamer Ausflug, als ein Wettkampf.
Ich habe mir das Ganze etwas laufbarer vorgestellt. Ich kann auch die Streckendesigner verstehen, die das Beste aus ihren Bergen herausholen wollten, um auch die Cracks herauszufordern.
Die Organisation von Plan B war beeindruckend. Die Taschen wurden früh am Hotel abgeholt und standen nachmittags am nächsten bereit. Für Streckenmarkierung, Verpflegung, medizinische und physiotherapeutische Betreuung war gesorgt um uns einen sorglosen Wettkampf zu ermöglichen.
Mein Dank geht an Jana und Susi, die jeden einzelnen Kilometer, spektakuläre Aussichten, ewige Ziehwege, steile Aufstiege, kniffelige Abstiege, fantastische Trails, viele Wassertröge, alle Tiefen und Höhen mit mir gemeinsam bewältigt haben.“